Edward Breitenbach
Leiter der Abteilung Denkmäler und bildende Künste
Ehemals Offizier der Abteilung Denkmäler, bildende Künste und Archiv
für Südbayern
Bad Nauheim, 30. Juni 1949
Auszüge:Anfang 1946, als der erste große Andrang von Sendungen von Kunstschätzen zum zentralen Sammelpunkt (CCP) vorbei war, wurde es klar, daß ein Dokumentenzentrum nötig war, um bei der enormen Aufgabe der Bestandsaufnahme und der Kennzeichnung der zahllosen Objekte zu helfen. Demzufolge wurde ein Amt eingerichtet mit einem deutschen Kustos und zwei Assistenten, deren erste Aufgabe darin bestand, die große Dokumentenmasse in einen brauchbaren Zustand zu versetzen ...
Die Aufgabe wurde folgendermaßen definiert: Unterstützung beim urkundlichen Nachweis des Eigentumsrechts an Kunstobjekten in der Verwahrung der Zentralen Sammelstelle; Einholung von Information von verschiedenen Nazis, die mit der Plünderung der Kunstwerke zu tun hatten, so weit sie zur Befragung in Bayern zur Verfügung standen; Bearbeitung von Anträgen, die von fremden Regierungen oder von Einzelnen über die Abteilung Denkmäler, bildende Künste und Archiv beim Amt der US-Militärregierung eingereicht wurden und Untersuchung aller in diesen Anträgen enthaltenen Anhaltspunkte durch Vernehmungen und Untersuchungen in ganz Bayern und Beobachtung des Kunstmarktes hinsichtlich irgendwelcher Verstöße gegen die Vorschriften s der Militärregierung insbesondere in bezug auf gestohlene und entschädigungsfähige Kunstvermögensgegenstände. Dieses Programm blieb während des Bestehens des Amtes im wesentlichen unverändert ...
Während der ersten sechs Monate der Besatzung, als es leicht war, Leute zur Vernehmung festzuhalten, hätte eine von München aus tätige Gruppe viele Kunstgegenstände zurückerlangen können. Sie hätte versuchen können, die Führerbaubeute, das Ahnenerbeversteck in den fränkischen Höhlen, die Depots des Generalbauamts in den Kreisen von Ostbayern, um nur einige Beispiele zu nennen, zu beschlagnahmen. Ein Durchkämmen der Gegend um Berchtesgaden herum nach Beute vom Goering-Zug und aus den Häusern führender Parteimitglieder oder der Gegend um Passau herum nach ungarischen Kunstschätzen wäre zu der Zeit sehr erfolgreich gewesen. Alle diese Projekte wurden jedoch erst viel später unternommen, als die Effektivität einer solchen Suche nicht mehr gegeben war.