Solche Listen lieferten uns manchmal wichtige Hinweise. Es gab 1947 einen Fall,
bei dem eine in einer Nacht-und-Nebel- Verhandlung verwickelte Liste einen Eintrag
beinhaltete, der scheinbar mit einem der in Linz gestohlenen Bildern übereinstimmte.
Das Bild wurde bald im Besitz eines Arztes gefunden, der schwor, er habe es von seinen
Eltern geerbt. In Wirklichkeit hatte er es gerade von einem Klavierbauer gekauft; der
Klavierbauer, ein eifriger Kunstsammler, hatte es wiederum von einem
Musikinstrumentenhändler bekommen, der nach anfänglichem Zögern
gestand, daß der Klavierbauer von ihm nicht ein, sondern neun Bilder gekauft
hatte, und er sei ziemlich sicher, die wären alle gestohlen worden ...
Es waren nicht alle Verbindungsketten so lang, und der Ausgang war auch nicht immer
gleich erfolgreich; das konnte man nie vorhersagen.
Es genügte nicht, ein Bild wieder sicherzustellen, man mußte auch
jedesmal die vollständige Fallgeschichte mit deren ganzen Auswirkungen
untersuchen. Manchmal dauerte es Monate, bis wir genug Beweise hatten, um einen
Fall zu lösen ...
Bis auf wenige Ausnahmefälle, klagten wir die Besitzer der gestohlenen
Bildern in der Regel nicht. Diese Politik war der eigentliche Grund unseres
Erfolgs. Der Einzelne konnte mit Nachsicht rechnen, wenn er seinen unrechtmäßig
angeeigneten Besitz aufgab und uns die ganze Wahrheit
erzählte
. Nur wenn wir jemand beim Lügen erwischten, brachten wir
den Fall vor das Militärgericht."
Edward Breitenbach
Leiter der Abteilung für Denkmäler und Bildende Kunst
Ehemaliger ADBK Offizier
für Südbayern
Bad Nauheim, 30. Juni 1949