Der Direktor hingegen argumentierte: "Eine entsprechend ausgestaltete ethnologische Abteilung sollte dem Wiener als Anschauungsmaterial dienen, um sich vor Juden zu schützen." S.11
Sein Vorschlag zu einer entsprechenden Ausstellung kam zum richtigen Zeitpunkt. In 1938, gleich nach dem Anschluß von Österreich an Deutschland wurde das Jüdische Museum in Wien geschlossen und sein Bestand beschlagnahmt. Gegründet 1986, war es weltweit das erste seiner Art und wurde getragen von der "Gesellschaft für Sammlung und Konservierung von Kunst und historischen Denkmälern des Judentums". Kurz nach der Schließung , 1939, wurden unter anderem 41 Objekte des Museums für die Gestaltung der Ausstellung "Das körperliche und seelische Erscheinungsbild der Juden" verwendet.
"Die Ausstellung wurde von dem mit der Kommissionierung beauftragtem Sektionschef als "zu wissenschaftlich" kritisiert und sie "sei mit einer Propagandaausstellung nicht zu vergleichen". Die Resonanz aber war groß: "Der Besuch der Ausstellung ist ein sehr guter. Reporter, Photographen, Zivilisten, politische Leiter, Militär drängen sich. Bei den Wänden stehen Leute mit Papier in der Hand und schreiben, andere zeichnen - also Interesse." S.15
"Die anthropologische Abteilung des Naturhistorischen Museums war weiterhin bemüht ihre jüdische Schädelsammlung zu vergrößern. Aber erst als im Sommer 1942 ein Teil des Währinger Friedhofes zerstört wird, gelangten die Anthropologen zu ihrem begehrten "Forschungsmaterial": Mindestens 220 Exhumierte wurden in das Museum gebracht, um dort vermessen und untersucht zu werden.
Im gleichen Jahr erwarb die anthropologische Abteilung des anatomischen Institutes der Universität Posen "anatomische Präparate" zum Preis von insgesamt 1120,- Reichsmark. Die entsprechenden Einträge im Inventarbuch des Museums lassen erahnen, was hinter diesem Begriff steckt: Bei den "Schädeln und Gipsabgüssen von Juden" handelt es sich um Präparate von KZ-Opfern." S.15
Aus "Beschlagnahmt" Die Sammlung des Wiener jüdischen Museums nach 1938
Ausstellungskatalog, Hsg. Bernhard Purin, 1995 Wien