Ottawa, den 1. Mai 1996
(aus dem Siglo-Archiv)
Miguel Siglo, der dem Komponisten als Kopist im Jahr von Bergs Tod (1936) behilflich war, arbeitete an derFilmprojektion, die die erste Aufführung der noch unvollständigen Oper im Jahre 1937 in Zürich begleitete.
Über diese Aufführung schrieb Reich, Bergs Vertrauter und Biograph:
³... es war klar, daß der Ostinato zu schnell läuft, um eine klar verständliche Filmsequenz zu erlauben. Er wird jetzt im allgemeinen durch projezierte Standaufnahmen ersetzt.²
Reichs entschiedenes Urteil hat sich bis heute als maßgeblich durchgesetzt, sollte jedoch jetzt vielleicht noch einmal aufgrund von Material überprüft werden, das man in den Trümmern des Hauses von Siglos Familie in Sarajewo gefunden hat, das 1995 während des serbischen Granatfeuers zerstört wurde.
Diesem Material entnehmen wir, daß Reich den jungen Siglo verachtete und seinen Einfluß als prominenter Wiener Kritiker dazu nutzte, Siglo nach der Eröffnungsaufführung hinauswerfen zu lassen. Siglo war daraufhin nicht nur am Boden zerstört, er scheint sogar zeitweise den Verstand verloren zu haben.